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So bezwingt man mit dem Motorrad einen Steilhang

Der einfache Teil vorab: Wenn mehrere Motorräder hintereinander fahren: genügend Abstand halten. Bei einem übersichtlichen, einzelnen Hang sollten die einzelnen Fahrer erst dann losfahren, wenn der andere schon oben ist, sonst muss man gleich eine ganze Gruppe Motorräder bergen, falls der erste ins Stocken gerät. Bei unübersichtlichen, langen Bergauffahrten kann man natürlich nicht so lange warten (sonst verliert man sich möglicherweise und kann sich gegenseitig keine Hilfe leisten). Aber auch dann genügend Abstand halten, damit man keine Steine oder anderen Dreck von seinem Vordermann abbekommt und gegebenenfalls noch ausweichen oder sich eine geeignete Stelle zum Bremsen suchen kann.

Und jetzt ans Eingemachte:

Stelle Dich auf die Fußrasten (oder wenn Du nicht sicher im Stehen bist, gehe in die Hocke): So kannst Du Dein Gewicht besser verlagern und Dich selbst als Stoßdämpfer einsetzen (denn nach steilen Auffahrten kommt nicht selten eine andere Gemeinheit).

Fahre senkrecht auf den Hang zu, damit Du nicht seitlich wegrutschst. Das gilt besonders bei Geröll, Matsch, nassem Gras oder auf anderen glitschigen Dingen.
Fahre zügig im ersten Gang auf den Hang zu und hole dabei nur mäßig Schwung. Fast alle heutigen Motorräder sind für diese Aufgabe übermotorisiert, sodass die Kraft bei normalen Drehzahlen fast immer ausreicht. Nur bei sehr kleinen Motorrädern kannst Du den Schwung wirklich nötig haben, ab 500 ccm ist der Hubraum so eine Art Bergsteigautomatik.

Fahre dann mit gleichbleibender Geschwindigkeit den Hang hinauf. Bei einem längeren Hang kannst Du zwischendurch mit dem Gas nachkorrigieren.
Verlagere das Gewicht nach vorn, indem Du Dich etwas vornüber beugst. Du hast am Hang mit zwei Problemen zu kämpfen: einem durchdrehenden Hinterrad und einem hochgehenden Vorderrad. Letzteres ist deutlich gefährlicher, daher das Gewicht nach vorn, ein bißchen Rutschen hinten schadet meistens nicht (außer den Hinterherfahrenden, die die Steine abbekommen). Erst wenn das Durchdrehen zu viel wird, kann man das Gewicht wieder etwas nach hinten nehmen. Das Gewicht nach vorn zu verlagern ist bei Gepäck noch wichtiger. Insgesamt ist das Fahren mit Gepäck am Steilhang aber nicht schwieriger als ohne, weil durch das größere Gewicht auf dem Hinterrad die Traktion besser wird.

Ziehe niemals - wirklich niemals! - die Kupplung! Als routinierter Tourenfahrer hat man immer den Reflex, die Kupplung zu ziehen wenn etwas falsch läuft, um den Motor nicht abzuwürgen, um die Bremswirkung zu verbessern oder (Zweitaktfahrer wissen, worum es geht) um bei einem Kolbenfresser nicht mit blockierendem Hinterrad herumzuschlittern. Am Steilhang ist dieser Reflex aber das sichere Ende, denn wenn Du die Kupplung ziehen mußt, um den Motor nicht abzuwürgen, bist Du schon sehr langsam. Und das bedeutet: Du bist kurz davor, rückwärts den Berg herunterzurumpeln. Dein Reflex wird sein, die unverhoffte Bergabfahrt mit der Handbremse stoppen zu wollen (den rechten Fuß verwendest Du nämlich schon zum Abstützen), aber leider ist das Vorderrad völlig unbelastet und die Bremswirkung daher praktisch gleich null. Jetzt die Kupplung zu ziehen ist die sicherste Methode, sich viele Meter tiefer, übersät mit blauen Flecken neben einem Motorrad mit verbogenem Lenker und abgebrochenen Hebeln wiederzufinden.

Deshalb: Wenn Du den Motor abwürgst - sei's drum. Du stehst wenigstens sicher und kannst Dir immer noch überlegen, wie's weitergeht. Vielleicht kannst Du wieder anfahren, vielleicht mußt Du Dein Motorrad bergen. Aber kontrolliert und mühevoll bergab ist immer noch besser als holterdiepolter rückwärts. Präge Dir beim Inner biking ein: Niemals die Kupplung am Hang! Die linke Hand ist immer fest am Lenker und da bleibt sie, komme was wolle.

Wenn dein Vorderrad am Ende des Hangs ist, nimm das Gas weg, sodass die Geschwindigkeit auch hier gleich bleibt. Viele Hänge werden ganz am Ende noch einmal besonders steil, und daher neigt man dazu, dort noch einmal richtig Gas zu geben; das gilt ganz besonders bei kurzen Auffahrten. Aber die Wirkung kann verheerend sein: Weil es steiler wird und Du Gas gibst, geht das Vorderrad hoch, Du klammerst Dich vor lauter Schreck am Lenker fest, also insbesondere am Gasgriff, weil der so schön praktisch ist, gibst auf diese Art Vollgas - und Dein Motorrad schießt wie eine Rakete fast senkrecht nach oben weg, bevor es auf dem Rücklicht landet, während Du in rückwärtigen Purzelbäumen den Hang herunterkullerst (gibt übrigens ein hübsches Foto fürs Familienalbum). - Auch aus einem anderen Grund solltest Du am Ende nicht zu schnell sein: Du weißt nicht, was danach kommt. Wasserloch, Graben, Schafherde, Zaun, Abgrund?

Dies ist eine Leseprobe aus dem Buch "Die harte Tour - Motorradreisen für Harte".

Das Buch zum Thema: EUR 18,90. -


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