Von Helmut Geisler, 1939
Kolbenringe hin und her, Kolbenringe, die sind schwer: Nicht nur rund an allen Ecken, große Kraft tut in ihm stecken. Ungeheures leist' du Ring, armes, graues Eisending. Hältst die Wissenschaft zum Narren, viel Probleme deiner harren. Dich stach man einst von Büchsen ab und stritt sich, welchen Stoß man gab, ob „Gasdicht" oder„ Bajonett", den schrägen Stoß - auch ganz adrett; Probleme gab's schon immerzu, du böser Ring, gabst keine Ruh. Seit die Motoren schneller laufen, die Techniker die Haare raufen; du Einzelguß, was bist du wert? Wenn marmoriert und auch ein Herd Graphit in ungleich vielen Nestern den Ausschuß bringt heut' wie gestern.
Die Frage „unrund" oder „rund" von manch Versuchen bringt uns Kund', und das Verhalten Büchs' zu Ring ist auch ein ganz besonderes Ding. Der Ring zu hart, die Büchs' zu weich, oft weist Verschleiß ins Fabelreich! Dann nach„ Toledo" ausgewogen, womöglich „ölsteinabgezogen", feinstformgedreht und hartverchromt, du armer Ring, wirst nicht geschont; ein Zehntel mehr am Stoß zu viel und Gas bläst durch, aus ist das Spiel.
Doch bist du, Ring, kein armer Wicht! Wer dich nicht kennt, der liebt dich nicht. Drum wohl dem Mensch'n, der dich auch ehrt denn reich und arm ja mit dir fährt. Du fährst auf Erden, in den Lüften und auf den Wassern, in den Grüften. Kommt Mensch zur Welt, welch Freudentag zur letzten Fahrt man rüsten mag. Drum wohl dem Mensch'n, der Tag für Tag, dir alle Kräfte widmen mag. |